Das Kalenderjahr

Um zu einer brauchbaren Rechnungseinheit, dem Kalenderjahr, zu kommen, musste man eine vereinfachte Jahreslänge nehmen, da das tropische Sonnenjahr nicht durch volle Tage teilbar ist.
Einen ersten Versuch unternahm Julius Caesar, mit seiner 46 v.Chr. nach ihm benannten Julianischen Kalenderreform. Er setzte die Durchschnittslänge des Jahres auf auf 365 Tage und sechs Stunden fest. Der sechstündige Überschuss wurde alle vier Jahre zu einem zusätzlichen Tag zusammen gefasst. Alle vier Jahre gab es also ein 366-tägiges Schaltjahr. Das Jahr im julianischen Kalender war nun jedoch elf Minuten länger als das Sonnenjahr. Dies führte zwangsläufig zu einer langsamen Verschiebung der Jahreszeiten, welche nach 128 Jahren einen vollen Tag betrug.
Dieser Fehler wurde im Jahre 1582 durch die nach dem amtierenden Papst Gregor XIII. benannte Gregorianische Kalenderreform ausgeglichen. Ihr primäres Ziel war es den Frühlingsbeginn wieder auf den 21.März, den Stand zur Zeit des Konzils von Nikäa (325 n.Chr.) zu bringen und dort festzuhalten. Davon hing nämlich die christliche Festrechnung ab, worauf später noch genauer eingegangen werden wird. Den Ausgleich erreichte man, indem man 10 Tage ausfallen lies (auf den 4.Oktober folgte der 15.Oktober 1582) und das Kalenderjahr um elf Minuten verkürzte. Das wurde erreicht, indem innerhalb von 400 Jahren drei Schaltjahre ausgelassen werden. Während im julianischen Kalender alle durch vier teilbaren Jahre Schaltjahre waren, fallen im gregorianischen Kalender die Jahrunderte die als Schaltjahre aus, sofern sie nicht durch 400 teilbar sind. Die Jahre 1600 und 2000 zählen somit als Schaltjahre, 1700, 1800, 1900 jedoch nicht.

Die Kalenderreform wurde von der katholischen Kirche verkündet und setzte sich daher in den nichtkatholischen Ländern nur langsam durch. Erst um 1700 nahmen die meisten der protestantischen Staaten die Reform an. England übernahm sie 1752, Schwerden 1753 und das griechisch-orthodoxe Russland sogar erst 1918.
Der Historiker muss daher bei Quellen nicht nur auf das Datum achten, sondern auch auf die Region aus der sie stammt. Bei diplomatischen Übereinkünften zwischen Ländern mit verschiedener Zeitrechnung werden häufig beide Daten in Form eines Bruches angegeben. Das Datum der älteren Rechnung steht dabei üblicherweise im Zähler.